Ist Nachhaltigkeit weiblich?

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Das Thema Nachhaltigkeit als gesellschaftliches Konzept ist weithin verbreitet und es gehört für viele Unternehmen mittlerweile zum guten Ton – oft aber auch nur zur Imagepflege – sich damit auseinanderzusetzen. Interessanterweise gibt es hier Parallelen zum Thema „Frau in  Beruf und Gesellschaft“.

Immer wieder begegnen mir in meinem Berufsumfeld viele hochprofessionelle, weibliche Nachhaltigkeitsmanager. Engeagiert, enthusiastisch, hart arbeitend, haben sie sich die Expertise zum weiten Themenfeld der Unternehmensverantwortung durch kontinuierliche Weiterbildung, Teilnahme an Lernforen, Literatur, durch Mitwirkung in Arbeitsgruppen oder auf Netzwerkplattformen angeeignet. Sie arbeiten in einem Unternehmensbereich, der den Ruf eines „Orchideen -Fachs“ hat und zudem kaum oder gar nicht an der Gestaltung der Unternehmensstrategie beteiligt und mit ebenso wenig Budget ausgestattet ist.

Frauenthema

Insgesamt finden sich Frauen überdimensional oft in Personal- oder Marketing- sowie Kommunikations- oder CSR-Bereichen. Männer findet man hingegen überproportional oft in der Position männlicher Vorstände oder CEOs , die gute Figur machen, wenn sie als verantwortungsvolle Leader in die Öffentlichkeit oder vor Investoren treten, und die von der oftmals weiblichen CSR Abteilung kreierten und erarbeiteten Projekte oder Business Cases vorstellen. Mitunter wird dabei dann auch auf eine mehr oder weniger „nachhaltige“ Geschäftsstrategie verwiesen.

Von „best practice“ zu „mainstream“

Ich will nun nicht behaupten, dass es keine Frauen in strategisch einflussreichen CSR-Positionen gibt. Oder keine männlichen CEOs und Vorstände, die nicht schon längst das Potential von Nachhaltigkeit und dem dazu notwenigen CSR-Management für langfristigen stabilen Unternehmenserfolg erkannt hätten.  Oder engagierte CSR-Manager, die sich in ihrer Rolle als Kommunikator und Treiber des Themas „Unternehmensverantwortung“ nicht ebenso profilieren wie auch wohlfühlen in dieser Position.  Dennoch hat es den Anschein, als würden die täglichen Niederungen des Alltags im CSR-Management vorwiegend von Frauen bespielt werden, während sich die männliche Unternehmensführung Persönlichkeitsbildungs- oder Leadership-Workshops widmet – und natürlich vor allem den „hard facts“.

Warum ist das so?

Weil Frauen aufgrund „natürlicher Gegebenheiten“ für „soft facts“ zuständig sind und Männer sich besser mit „hard facts“ auseinander setzen können? Weil bei Frauen nachhaltiges, also langfristiges, Denken genetisch angelegt ist – Stichwort Brutpflege? Oder weil die strategische Bedeutung von Nachhaltigkeit noch immer keinen echten Stellenwert für die Mehrzahl der Unternehmen hat?  Was leider, vor allem in  nachhaltigkeitsrelevanten Industriesektoren wie Rohstoffe, Energie, Chemie oder Maschinenbau auch auf Frauen in Führungspositionen zutrifft, die hier klar unterrepräsentiert sind. Und weil „wichtige“ Themen und Posten, immer noch innerhalb von Männer-Zirkeln vergeben werden.

Nur ein Feigenblatt?

Hier zeigen sich für mich interessante Überschneidungen: heutzutage würde sich niemand mehr trauen, öffentlich die Relevanz von nachhaltiger Entwicklung und dem damit einhergehenden Schutz zukünftiger Generationen vor Ausbeutung und Einschränkungen in Frage zu stellen. Ebenso würde niemand öffentlich Frauen ihre Qualitäten und Kompetenzen oder ihr Recht auf Gleichstellung absprechen.

Die Betonung liegt leider auf „öffentlich“, denn tatsächlich scheinen in beiden Bereichen Lippenbekenntnisse und Feigenblätter immer noch zu weit verbreitet zu sein – und dadurch brach liegendes Potential nicht erkannt und genützt zu werden.

Smart Business

Die Unternehmensberatung A.T. Kearney konnte schon 2009 in einer Studie feststellen, dass nachhaltige Unternehmen eine deutlich bessere Performance erzielen als ihre Wettbewerber.  Ihr Erfolgskonzept begründet sich auf der langfristigen Unternehmensgesundheit statt auf der kurzfristigen Gewinnmaximierung. Sie definieren Nachhaltigkeit weit über die enge Definition der Umweltfreundlichkeit hinaus und fokussieren auf eine Langfrist-Strategie anstelle von kurzfristigen Ergebnissen. Zudem weisen Unternehmen mit implementierter Nachhaltigkeitsstrategie eine starke Unternehmensführung und robuste Risikomanagementstrukturen auf.

Ernst & Young konnte 2010 in einer Studie nachweisen, dass sich wichtige Unternehmenskennzahlen über einen Zeitraum von fünf Jahren genau dann besser entwickelten, wenn in den Führungsetagen wenigstens eine Frau saß.  Weiters konnte die Studie belegen, dass Frauen in Führungspositionen meist die Folge eines Umdenkens sind. Unternehmen die sich als „learning organisation“ definieren, rekrutieren Managerinnen aus ihren eigenen Reihen und haben früh damit begonnen, die Barrieren in der Unternehmenskultur zu identifizieren, die das einst blockierten. Stellt sich ein Konzern modern, aufgeschlossen, flexibel, zukunftsorientiert, nachhaltig und verantwortungsbewusst auf, so ist das laut Studie generell gut fürs Geschäft – und Frauen an der Spitze somit nur ein Indiz des erfolgreichen Wandels. Männliche Monokulturen sind  also weniger erfolgreich – mehr Frauen an strategisch wichtigen Stellen erhöhen den Profit von Unternehmen.

Wenn so vieles dafür spricht …

Es geht um die Vielfalt und um langfristiges Denken. Nachhaltigkeit bedeutet, eine andere, erweiterte Sichtweise auf die Dinge zu haben. Das Instrument zur Erreichung von Nachhaltigkeit ist CSR-Management.  Nachhaltigkeit ist ein ganzheitliches Konzept, in welchem, jede/r einzelne, unabhängig  von Geschlecht, Alter, Rasse, Religion, sexueller Orientierung, seine/ihre Fähigkeiten einbringen sollte, um langfristige Erfolge auf allen Unternehmensebenen möglich zu machen. Die Gesellschaft macht es vor – smarte Unternehmen machen mit.

www.csr-company.com

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CSR-Experte

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Veröffentlicht in Wirtschaft
One comment on “Ist Nachhaltigkeit weiblich?
  1. Mag. Karin Huber ist CSR-Expertin und arbeitet mit Unternehmen in den Bereichen Nachhaltigkeitsstrategie, CSR-Kommunikation, Stakeholder Einbeziehung und Nachhaltigkeitsberichterstattung.

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