Warum der „Grüne Veitliner“ so gut zu Österreich passt und der „Brünnerstraßler“ seinen Ruf als Wein mit deftiger Säure kaum noch erfüllen kann. Ein Ausflug in die Niederösterreichische Weinstrasse zum Weingut von Maria Faber-Köchl
MM: Seit 1998 führen Sie das Weingut Maria Faber-Köchl. Sie hatten mit dem Weinbau erst im 2.Bildungsweg begonnen. Wie haben Sie die Liebe zum Weinbau entdeckt?
Maria Faber-Köchl: Zuerst einmal war es eine Möglichkeit aus dem Familienleben mit 3 kleinen Kindern ein wenig zu flüchten. Die Kleine war damals 10 Monate und die beiden anderen 3 und 5 Jahre alt. Ich dachte mir, wenn ich es jetzt nicht mache, dann mache ich es nie mehr und es war mein Gefühl, dass ich wieder etwas für mich und mein Hirn machen will. Mich mit einer anderen Materie auseinander setzen zu dürfen und 3 – 4 Stunden am Abend einmal kein Kind an den Beinen hängen zu haben, das habe ich als sehr aufregend empfunden. Also wirklich, das war die erste Motivation. Zusätzlich war für mich sofort sehr spannend, wie viele Komponenten zusammen spielen um einen wirklich guten Wein zu produzieren. Bei dieser großen Herausforderung hatte ich das Gefühl, das könnte die Materie sein, die mir Freude macht und mit der ich mich ein Leben lang immer wieder neu beschäftigen kann. Das Ganze war bei der Übernahme ein gemischter landwirtschaftlicher Betrieb, den mein Mann und ich zuerst einmal als Nebenerwerb probiert haben. Wir hatten also einen kleinen Weinanbau, ein paar Hühner und ein paar Schweine so zwecks Selbstversorgung. Zeitlich sah es aber so aus, dass neben der permanenten landwirtschaftlichen Arbeit, die Getreideernte in die großen Ferien fiel und anschließend im Herbst dann sowieso die Lese dran war. Da wurde mir bewusst, wenn ich im Weinbau tätig sein möchte und wenn ich auch im Sommer mit meinen Kindern nicht einmal ins Bad gehen kann, sondern im Weingarten stehe, dann aber wenigstens gescheit, dann mache ich einen wirklich guten Wein.
MM: 12 Jahre später haben Sie die Weinkellerei in Form von moderner Architektur und innovativer Technik auf den neuesten Stand gebracht. Wie viel Risiko steckt dahinter?
Maria Faber-Köchl: Also, ich habe es als Notwendigkeit gesehen. Bis dahin habe ich in einem typischen Weinviertler Presshaus, in einem sehr kleinen Keller mit Kellerröhre, die Trauben von 5,5 ha verarbeitet. Damals 2008, hat mir meine Tochter Anna an einem langen Lesetag geholfen. Anna und ich haben mit Lesehelfern alle Trauben in Kübeln geerntet und diese Kleinkisten per Hand in den Rebler geleert. Da habe ich festgestellt, dass die Grenze erreicht war und wir mehr nicht schaffen können. Obwohl wir, um im Weinbau up to date zu sein, immer wieder investiert hatten, reichten die 5,5 ha und die vorhandenen Möglichkeiten